Dekoloniale Stadtführung

Weiße Zerbrechlichkeit

White_fragility

Heute sprechen wir über weiße Zerbrechlichkeit oder auf Englisch „White fragility“.
Dieser Begriff wurde von Robin DiAngelo in ihrem Buch („White Fragility: Why It’s So Hard for White People to Talk About Racism“) verwendet. Darin beschreibt sie „weiße Zerbrechlichkeit“ als Abwehrreaktionen einiger weißer Menschen, wenn sie mit Rassismus und ihrem eigenen rassistischen Verhalten konfrontiert werden.

Weiße Zerbrechlichkeit blockiert die Auflösung von Rassismus.

Die Mittäterschaft in der Reproduktion rassistischer Verhaltensweisen dann wird kategorisch abgelehnt. Basierend darauf wird auch keine Verantwortung übernommen. Grund für diese Ablehnung ist der Irrglaube, Rassismus sei eine persönliche Entscheidung. Bis heute glaubt ein Großteil der Gesellschaft nur „böse“ Menschen können rassistisch sein.
Diese Art von Reaktionen sind leider gewaltvoll, denn sie lenken ab und erkennen Rassismus nicht als institutionelles und systemisches Problem an.

Auch die Situation ist gewaltvoll. Denn nun steht die Empörung der weißen Person im Mittelpunkt. Der Fokus wird von der eigentlich betroffenen Person, auf die sozial „höher gestellte“ (laut Rassenkunde) weiße Person gelenkt. Das Gespräch über Rassismus wird sofort gestoppt und es geht nur noch darum alles zu tun, damit sich die weiße Person wieder wohl fühlt.

Weiße Zerbrechlichkeit ist nicht nur ein individuelles Problem, sondern ein systemisches. Sie trägt zu hohem Maße dazu bei, dass Strukturen nicht neu gedacht werden, sondern stagnieren. Und zwar auf alten Werten und Denkweisen.

Um nachhaltig Rassismus als soziales Machtkonstrukt zu dekonstruieren, ist es wichtig sich als weiße Person unangenehmen Gefühlen zu stellen. Dies sollte in einem speziell dafür kreierten Rahmen passieren.

Es ist wichtig bei Gesprächen über Rassismus den Fokus nicht auf sich und das eigene Leid zu lenken, sondern zuzuhören und Raum zu schaffen für den Diskurs. Es ist nunmal so: Veränderung kann nicht in der Komfortzone stattfinden. Deshalb ist es wichtig unangenehme Gefühle als Teil des Prozesses zu akzeptieren. Nur so können wir eine Welt schaffen in der alle Menschen sich gleichermaßen entfalten können.