Dekoloniale Stadtführung

Verharmlosung von Rassismus

Volkspark_Friedrichshain

Heute geht es um einen Kinderspielplatz in Berlin Mitte, dem Volkspark Friedrichshain. Rassismus wird bis heute noch auf verschiedenen Weisen verharmlost, sowohl absichtlich als auch unabsichtlich. Das führt dazu, dass wir gewaltvolle Ausdrücke oder Spiele normalisieren. Betroffene erleben so Mikroaggressionen. Hier sind Beispiele wie so etwas aussehen kann:

  1. Leugnen: Manche Menschen leugnen einfach die Existenz von Rassismus oder behaupten, es sei kein großes Problem.
  2. Verharmlosung: Manche Menschen räumen ein, dass es Rassismus gibt, spielen aber seine Bedeutung herunter. Dazu kann die Behauptung gehören, dass es sich bei rassistischen Vorfällen nur um Einzelfälle handelt.
  3. Beschuldigung des Opfers: Manche Menschen geben den Opfern von Rassismus die Schuld an ihrer eigenen Misshandlung, indem sie behaupten, dass sie überempfindlich seien oder, dass sie für ihre eigene Unterdrückung verantwortlich sind.
  4. Stereotypisierung: Manche Menschen stützen sich auf Stereotypen und Annahmen über rassische Gruppen. Dazu kann die Annahme gehören, dass alle Mitglieder einer bestimmten Gruppe bestimmte Merkmale teilen oder, dass bestimmte rassifizierten Gruppen von Natur aus minderwertig oder überlegen sind.

Steigen wir nun in das Thema ein:

Erste Frage:
Was ist ein Tipi-Dorf?

Vielleicht kennst du sie aus alten oder nicht so alten Cowboy-Filmen… Richtig?

Nun, indigene Völker haben viele verschiedene Lebensweisen. Sie haben eine reiche und vielfältige indigene Kultur mit einer Geschichte, die Tausende von Jahren zurückreicht. Eines dieser vielen Lebensformen sind die Tipi-Dörfer. Diese Generalisierung führt dazu, dass indigene Völker als homogene Gruppe wahrgenommen werden. Dies wird auch oft mit dem afrikanischen Kontinent getan. Zu oft wird man als Schwarze Person gefragt: „Sprichst du Afrikanisch?“. Spricht man in Europa europäisch? Nicht wirklich oder?

Zurück zum Spielplatz: Um die koloniale Kontinuität des Spielplatzes zu verstehen, sollten wir auf die Rassentheorie von Carl von Linnaeus aus dem Jahr 1835 zurückgreifen, in der er die menschliche Rasse in die weiße, rote, gelbe und schwarze Rasse einteilte.

Die rote Rasse waren Ureinwohner, die laut seiner Lehre angeblich „wild und unzivilisiert“ waren. Alle drei Rassen wurden als geistig unterentwickelt definiert. Und hier wird es interessant, denn nun kommt der Vergleich mit Kindern ins Spiel. Denn wie benehmen sich Kinder auf einem Spielplatz genau: wild, laut und unzivilisiert. Oder?

So wird dieser scheinbar harmlose Spielplatz plötzlich ziemlich gewaltvoll, denn er reproduziert das Bild einer angeblichen Minderwertigkeit indigener Menschen indem sie mit Kindern gleichgesetzt werden.

Ein weiteres Beispiel: Dieses Lied Cowboy und Ind**** wird während der Karnevalszeit in Deutschland gesuungen und spätestens, dann wird auch das Spiel gespielt. Rate mal wer gewöhnlicherweise gewinnt: der Cowboy oder?

In Wirklichkeit war dieses „Spiel“, das gespielt wurde, ein Völkermord. Europäische Siedler töteten nicht 1, 2 oder 5 Millionen, sondern 56 Millionen indigene Menschen im Laufe von etwa 100 Jahren in Süd-, Mittel- und Nordamerika.

Das Problem mit dem Rassismus ist, dass er so gut verharmlost wird, dass er in den Augen von Menschen, die nicht der betreffenden Gruppe angehören, völlig harmlos erscheint. Es ist wichtig, diese Formen der Verharmlosung von Rassismus zu erkennen und sich aktiv dagegen einzusetzen um Rassismus wirksam zu dekonstruieren und Gleichheit und Gerechtigkeit für alle zu fördern.